Permanente Geräuschkulissen sind nicht nur lästig, sie birgen auch gesundheitliche Auswirkungen. Deshalb widmet sich der April gleich an 3 Tagen dem Phänomen. 20.4., 25.4. und 30.4. stehen im Zeichen des Lärms.
Lärm mindert Leistungsfähigkeit
Die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern könne durch Bürolärm um fünf bis zehn Prozent sinken. (laut Hörzentrum der Universität Oldenburg) Größter Störenfried seien Gespräche von Kollegen. Unser Gehirn richtet sich ganz automatisch auf Sprachverarbeitung aus. An Telefongeklingel könnten sich Menschen gewöhnen und das Geräusch sogar ausblenden. Bei Sprache funktioniere das nicht. Außerdem wirke sich Lärm auf das vegetative Nervensystem aus.
Lärm als Stressfaktor
Schon bei 60 Dezibel kann der Blutdruck oder die Herzfrequenz steigen, es kann zu Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, generell zu Muskelverspannungen kommen, sowie zu Schlafstörungen, die zur Folge die Regenerationsfähigkeit beeinträchtigen.Die Arbeiterkammer unterscheidet zwischen störendem und gehörgefährdendem Lärm.
Störend: 50 Dezibel bei überwiegend geistiger Tätigkeit, sowie in Aufenthalts,- und Bereitschaftsräumen. 65 Dezibel bei normaler Büroarbeit (Dieser Wert kann bereits überschritten sein, wenn es Ihnen im Büro fast schon so laut wie im Straßenverkehr vorkommt.)
Gehörgefährdend: ab 80 Dezibel – Gehörschutz muss vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden. So laut ist Straßenlärm bei starkem Verkehr. (Gesetzl. Grundlagen §§ 3, 50, 65, 66 ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG)
Psychische Auswirkungen auf Informationsverarbeitung
Die psychischen Auswirkungen von Lärm werden dabei generell unterschätzt. De facto erschweren unerwünschte Geräusche sämtliche Leistungen, die hohe Anforderungen an geistige Tätigkeit, Informationsverarbeitung und Geschicklichkeit erfordern. Mit entsprechend negativen Auswirkungen auf Wohlbefinden, Gedächtnis und Konzentration. Die viel gepriesenen Großraumbüros als auch die flexiblen Arbeitsplätze, wo alle Mitarbeiter überall und nirgends arbeiten können, sind auch nicht für jederman und jedefrau geeignet. Klienten berichten, dass sie oft keinen Arbeitsplatz vorfinden, wenn sie nicht zu einer bestimmten Uhrzeit im Büro sind. Vergleichbar mit bekannten Parkplatzproblemen der Vergangenheit, behindern solche Konzepte den eigentlich gewünschten agil-flexiblen Output, wenn man nicht einmal mehr einen Schreibtisch oder eine Sitzfläche vorfindet, wo meinen seinen Laptop aufklappen kann.
Lärm ein psychologischer Begriff
Lärm ist dabei jedoch nicht gleich Lärm. Anders als Schall ist Lärm nämlich kein physikalischer, sondern vielmehr ein psychologischer Begriff. Schall wird erst dann zum Lärm, wenn er als unangenehm wahrgenommen wird. Wobei bei der Beurteilung von Geräuschen viele Faktoren mitmischen – allen voran die innere Einstellung gegenüber der Geräuschquelle. Auch die aktuelle, physische und psychische Verfassung spielen eine Rolle. So reagieren gestresste Personen sensibler auf akustische Reize und empfinden diese auch eher als störend als in sich ruhende Menschen. Lärm kann innerliche Unruhezustände somit verstärken. Oder anders herum, diese erst verursachen.
Stille oft nicht mehr aushaltbar
Spannend ist, dass Geräusche so allgegenwärtig sind, dass ihr Wegfall oft mehr Unbehagen denn Wohlbefinden erzeugt. Bei manchen Menschen führt Stille zu Anspannungsreaktionen. Wohl auch deshalb, weil Ruhe dazu auffordert, den Fokus auf sich selbst zu richten und eigene Bedürfnisse neu zu erspüren. In einer leistungsorientierten, schnelllebigen Gesellschaft, in der eine starke Repräsentanz nach außen hin gefragt ist kann diese veränderte Blickrichtung Angst machen. Umso bedeutungsvoller ist es, sich mit der Lärmthematik behutsam auseinanderzusetzen, um so im weiteren Schritt auch ein besseres Gespür für sich selbst zu entwickeln.
Was können Unternehmen tun?
Neben einer geeigneten Raumplanung und Schallisolierung gibt es vierlerorts bereits Unternehmen, die silent rooms einrichten. Vergleichbar mit Bibliotheken, wo das Mitführen von Handys untersagt wird, um lärmfreies, konzentriert ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen. Großraumbüros als Allheilmittel für gute Zusammenarbeit hat sich häufig als Gegenteiliges Phänomen herausgestellt. Es gibt Aufgaben, die in geschlossenen Räumen besser bewerkstelligt werden können. Und es gibt auch Menschen, die es bevorzugen auch einmal die Tür hinter sich schließen zu können um ihren Beitrag bestmöglich leisten zu können. Solch Multifaktorielle Planung von geeigneten Arbeitsräumen müsste in Zukunft Standard bei Neubauten oder Adaptierungen von Unternehmensstandorten sein.
Was kann man selbst tun? – Lärmregulierung
Nicht immer ist es möglich, Lärmquellen gänzlich zu vermeiden. Wenn eine vollkommene Lärmabschirmung nicht gelingt, sollte zumindest auf die Verwendung von geräuscharmen Geräten und Headsets beim Telefonieren geachtet werden. Sogenannte „Noise Catcher“ werden vielerorts bereits von meinen Klienten in Großraumbüros verwendet. Zur Lärmminimierung empfehlen sich auch schallabsorbierende Oberflächen aus Holz- oder Kunststoff sowie Teppichböden. Auch Grünpflanzen sorgen bei gleichzeitig lärmdämpfender Wirkung für ein gesundes Raumklima.
Auf psychologischer Ebene kann es in manchen Fällen hilfreich sein, die eigene Einstellung zur Lärmquelle kognitiv umzubewerten. Beispielsweise, indem man den Fokus auf die zeitliche Begrenztheit einer Lärmbelastung richtet.
Ruheoasen zur Entschleunigung schaffen
Durch die Ausübung ruhiger Freizeitaktivitäten kann ein Pendant zur alltäglichen Lärmbelastung gesetzt werden. Besonders empfehlenswert sind in diesem Kontext Aufenthalte in der Natur, die den Stresspegel erwiesener Maßen senken. Außerdem ist es ratsam, eigens gesteuerte Lärmverursacher bewusst zu reduzieren. Heißt also, den Fernseher zwischendurch einfach mal abschalten und die Ruhe auf sich wirken lassen. Meditation und gezielte Entspannungsmaßnahmen sind darüber hinaus förderliche Maßnahmen, um selbst gelassener und so auch widerstandsfähiger gegenüber äußerer Einflüsse zu werden.
Links:
Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung